Menschen unterwegs – das Beispiel Ostpreußen
Film über die Ausstellung in Flensburg
"Menschen unterwegs — das
Beispiel Ostpreußen"
Es
war eine Initiative der Kreisgemeinschaft Johannisburg in der Person von
Herrn Klaus Beyer, wieder eine Ausstellung in Flensburg durchzuführen. Sie
fand 1989 vom 20. Mai bis 31. August statt und hatte den Titel „Menschen
unterwegs — das Beispiel Ostpreußen”. Dabei war es der Gedanke von Herrn
Beyer, den Wandel der Sprachen und Völker in Ostpreußen darzustellen. Wir
begannen mit den Wällen und Babenfiguren der alten Prußen und endeten mit
Bildern aus dem heutigen nördlichen und südlichen Ostpreußen sowie aus
Memel. Unsere Ausstellung hat ihr Echo bis nach Königsberg gefunden. Am 18.
Juni 1989 brachte die Königsberger Prawda einen langen Artikel über Litauer,
Prußen und Deutsche in Ostpreußen, der mit dem Vorschlag endete, die
Flensburger Ausstellung über die Ostsee nach Königsberg zu schaffen und dort
zu zeigen.
Blick in die Ausstellung
Überhaupt ist die Ausstellung so geplant gewesen, daß ihre
Exponate auch an anderen Stellen gezeigt werden können. Ein Film, den
Herbert
Wallner meisterhaft gedreht hat, gibt dazu die notwendige Hilfestellung. Die
Ausstellung war relativ anspruchsvoll, aber das lag am Thema. Wie die prußische
Sprache von der deutschen abgelöst wird, wie Polen (Masuren) und Litauer nach
Ostpreußen einwandern, läßt sich am besten am kirchlichen Leben darstellen. So
waren Bibeln, Gesangbücher, kirchliche Verlautbarungen, Abendmahlsgefäße, die
vielleicht wichtigsten Ausstellungsstücke. Selbstverständlich spielte das 20.
Jahrhundert eine entscheidend wichtige Rolle: Flucht 1914, Zerstörung des
nordöstlichen Ostpreußens durch die Kämpfe 1914/15, Abstimmung in Masuren,
Auseinandersetzung um das Memelland 1920 bis 1939, Flucht und Vertreibung 1944
bis 1948, Aussiedlung ab 1956 und die heutige Situation (mit eindrucksvollen
Bildern aus Friedland und Statistiken der Bundes-zentrale für politische
Bildung). Entscheidend ist die programmatische Aussage der Ausstellung: In
Ostpreußen haben stets Menschen verschiedener Sprache miteinander auf dem
gleichen Territorium gelebt. Wenn dieser Tatbestand auch vielen Ostpreußen nicht
ohne weiteres klar ist, so ist er doch in unser Bewußtsein zu heben, weil nur
darin die friedliche Zukunft für das östliche Mitteleuropa und besonders für
Ostpreußen besteht. Es muß möglich sein, daß in Ostpreußen Litauer, Russen,
Polen und Deutsche miteinander leben. Der litauische Exilgelehrte Alexander
Shtromas (Universität Salford, England) hat schon 1987 bei einer Tagung des
Weltwirtschaftsinstitutes ein solches neues „Preußen” gefordert.
Abschlussgespräch nach
Ausstellungsende:
von links: Amtmann Helmut Thomsen, Klaus Beyer, Kreispräsident Andreas
Franzen,
Prof. Dr. Wolfgang Stribrny, Gerhard Wippich, Karl Ludwig Klopp
Quellen:
Fotos: Archivmaterial;
Text und Grafik:
Ein Beitrag von Prof. Dr. Wolfgang Stribrny,
veröffentlicht im Johannisburger Heimatbrief 1990, Seite 10
Im Rathaus zu Johannisburg:
Menschen unterwegs — das Beispiel
Ostpreußen
Wir erinnern uns: 1989 wartete die Kreisgemeinschaft
Johannisburg zusammen mit ihrem Patenkreis Schleswig-Flensburg mit einer viel
beachteten Ausstellung im Flensburger Kreishaus auf.
Dem Initiator dieser Ausstellung, unserem Landsmann Klaus
Beyer, kam es darauf an, den Wandel der Sprachen und die Wanderbewegung
innerhalb Ostpreußens zu dokumentieren. Denn in Ostpreußen haben
jahrhundertelang Menschen verschiedener Sprache, verschiedener Herkunft auf dem
gleichen Territorium gelebt. Und das kann gar nicht deutlich genug in das
Bewußtsein gerückt werden, weil jenes friedliche Zusammenleben zukunftsweisend
für das östliche Europa und besonders für Ostpreußen ist.
Unter hohem persönlichen Einsatz des wissenschaftlichen
Beraters Dr. Wolfgang Stribrny, er ist Geschichtsprofessor an der Pädagogischen
Hochschule in Flensburg, wurde umfangreiches Bildmaterial dauerhaft
zusammengestellt und historisch korrekt aufbereitet. Nachdem die Ausstellung der
Geschichte Ostpreußens in Flensburg, dann in Verden, Hannover und Düsseldorf
gezeigt worden war, fand sie im Sommer 1991 Aufnahme in Memel.
Daß dieses Unternehmen, unterstützt von der Kulturabteilung
der Landsmannschaft Ostpreußen, in so kurzer Zeit gelang, ist der Hilfe unserer
Landsleute Eva Klischewski und Klaus Beyer zu verdanken. Magistrat und
Museumsleitung in Memel unterstützten diese Ausstellung weitaus mehr als
erwartet. Während des Aufbaus machten Vorberichte in der örtlichen Zeitung auf
dieses Ereignis aufmerksam. Die gezeigten Dokumente — der religiöse Bereich
bildet den Schwerpunkt, den er bis weit ins 19. Jahrhundert in Ostpreußen
innehatte — waren mit begleitenden Texten auf deutsch, litauisch und russisch
versehen und verschafften so allen Besuchern Zugang zur Geschichte Ostpreußens.
Schon 1989 machte die Königsberger „Prawda” den Vorschlag, die Ausstellung von
Flensburg nach Königsberg zu holen. Und was ist aus diesem Vorschlag geworden?
Kurz gesagt: Mit Unterstützung der Kulturabteilung der
Landsmannschaft Ostpreußen wird die Ausstellung „Menschen unterwegs” schon
Anfang dieses Jahres in Königsberg gezeigt werden.
Was den Memelern und was den Königsbergern recht ist, müßte
den Johannisburgern doch allemal billig sein, meinte unser Landsmann Wernfried
Lange und nahm Kontakt mit der Museumsleitung in seiner Heimatstadt auf. — Und
so wird die Wanderausstellung, von unserem Johannisburger Klaus Beyer 1989
initiiert, von Königsberg kommend Einzug in das Rathaus seiner Vaterstadt
halten. Ab 22.06.1992 kann das Ausstellungsgut im „Muzeum Ziemi Piskiej”, das im
Untergeschoß des Rathauses seine Räume hat, besichtigt werden.
Alle Beteiligten sind sich mit dem Landrat unseres
Patenkreises Schleswig-Flensburg, Herrn Kamischke, darin einig: „Menschen
unterwegs — das Beispiel Ostpreußen” möge auch in Johannisburg als Brückenschlag
verstanden werden — zwischen den ehemaligen und den heutigen Bewohnern dieser
Stadt.
Klaus Beyer beim Aufbau der
Ausstellung in Memel
Quellen:
Foto: Fotoarchiv der Landsmannschaft Ostpreußen e.V.
Text: Johannisburger Heimatbrief 1992, Seite 61-62
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